Lernen zuhause: unsere Zwischenbilanz

Unterricht und Ferien in ungewohnte Zeiten

Morgens, halb zehn in Deutschland. Normalerweise sitzen zu diesem Zeitpunkt tausende Schüler in ihren Klassen, lernen und freuen sich auf den Beginn der ersten großen Pause. Im Augenblick läuft aber wenig normal. Seit drei Wochen lernen diese Schüler zuhause: Am Küchentisch oder Schreibtisch, mit Laptop, Handy oder Tablet ausgestattet, alle Schulbücher und Hefte parat und häufig auch mit mehreren Geschwistern gemeinsam. Klappt das?

„Wir alle haben uns diese Situation nicht ausgesucht“, betonte Martin Zurwehme, „aber wir versuchen auch das Positive zu sehen.“ Der Schulleiter des Ratsgymnasiums besuchte in den letzten drei Wochen mit seinem Stellvertreter und den Sekretärinnen weitgehend allein das Schulgebäude. Wechselnde Kollegen kamen für die Notbetreuung hinzu. Und der Unterricht?

Unterrichtsmaterial über IServ zuverlässig verteilen

Für diesen nutzte die Schulgemeinde nicht das Gebäude, sondern die schuleigene IServ-Plattform. Hier wurden täglich gemäß dem aktuellen Stundenplan Aufgaben gestellt und Arbeitsergebnisse eingesammelt. Die Lehrkräfte stellten Arbeitsblätter bereit, gestalteten Präsentationen für ihre Schützlinge oder nahmen auch mal Sprachnotizen auf, um ihren Schülern einen Sachverhalt noch einmal individuell zu erklären. Rückfragen zu Aufgaben wurden in unzähligen Mails beantwortet. Viel Raum für individuelle Rückmeldung blieb auch.

„Wir sind sehr froh, dass wir als Schule schon länger mit IServ arbeiten. Deshalb waren Schüler und Lehrkräfte bereits weitgehend mit der Plattform vertraut und wir konnten problemlos in die gemeinsame Arbeit starten“, so Jan-Claudius Wagner, stellvertretender Schulleiter. „Nur einzelne Nutzer hatten Probleme mit der Nutzung ihres Kontos. Diese ließen sich schnell beheben.“

Im Arbeitsbereich von IServ verfügen alle Klassen und Kurse über gemeinsame Austauschbereiche. Über ein Aufgabenmodul stellen Lehrkräfte für ihre Kurse Aufgaben und sammeln sie nach festgesetzter Bearbeitungszeit wieder ein. In kurseigenen Ordnern werden vielfältige Materialien bereitgestellt: Klassische Arbeitsblätter oder Internetlinks, Videos oder Audiodokumente können zur Verfügung gestellt werden. Das jeweilige Kursforum dient dem Chat-Austausch innerhalb der Gruppe. „Es ist schön zu sehen, wie einzelne Klassen die Module nutzen, um sich gemeinsam durch diese Zeit zu helfen und in Kontakt zu bleiben“, berichtete Nicole Dresch. Ideenreich gestaltet beispielsweise eine fünfte Klasse digital ein gemeinsames Kochbuch, während Klassensprecher aus der Sechsten ihre Mitschüler täglich mit positiven Neuigkeiten und dem Rätsel des Tages versorgen.

Auch bei digitalem Unterricht den Einzelnen im Blick behalten

„Es war beeindruckend, wie intensiv alle in den vergangenen drei Wochen gearbeitet haben“, lobte Schulleiter Zurwehme Schüler und Lehrkräfte gleichermaßen. Viele Schüler meldeten zurück, dass sie es sehr schätzen, individueller und in ihrem eigenen Tempo arbeiten zu können. Auch der flexible Schulanfang käme ihnen entgegen. Mehrheitlich vermissen sie jedoch ihre Mitschüler und den schulischen Austausch. Doch nicht allen Schülern gelingt das heimische Lernen gut. Manche können sich aus verschiedenen Gründen kaum auf die Arbeit einlassen. „Uns ist es wichtig, bei allem Lernstoff auch die Lebenssituation des Einzelnen im Blick zu behalten. Es kann immer gute Gründe geben, weswegen Lernaufgaben gerade nicht erledigt werden können“, stellte der Schulleiter klar. „In diesen Fällen versuchen unsere Klassenlehrer und Jahrgangsstufenleiter aus der Ferne zu unterstützen. Unsere Beratungslehrerinnen bieten bei Bedarf zusätzliche Beratung an.“

Ferien zur Erholung nutzen

Nach drei Wochen „Homeschooling“ werden Lernende und Lehrende nun in die Osterferien entlassen. Aber auch die werden nicht normal sein: Das wird allein schon dadurch deutlich, dass einzelne Schüler als auch Eltern nach Aufgaben für die Ferienzeit gefragt haben. „Ferien sind Ferien. Da werden wir als Schule keine Aufgaben formulieren“, stellte der Schulleiter klar. „Da wir aber das Bedürfnis nach sinnvoller Beschäftigung und Gemeinschaft sehr gut nachempfinden können, stellen wir für die freien Tage freiwillige Angebote über die Schulhomepage bereit,“ räumt er ein.